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Top Ergebnis beim ersten internationalen Start in Belgien Klassenwertung Platz 6, Division 11. und Gesamt Platz 33!

Einige Zeit war es jetzt ruhig um uns - Grund dafür war, dass das Highlite des Jahres am vergangenen Wochenende bei der Rallye de la Semois auf dem Programm stand. Etwas „Bammel“ hatten Miriam und ich schon bei einer großen Rallyeveranstaltung im Ausland an den Start zu gehen, letztendlich wurde diese eine der besten Rallyes, die wir je gefahren sind.

Es musste viel vorbereitet werden und auch eine Servicecrew mit vor Ort sein, um hier starten zu können. Am vergangenen Freitag war es dann endlich soweit, nachmittags starteten wir unsere Reise nach Belgien. Um 19:30 Uhr dort angekommen bezogen wir unser Quartier und besichtigten anschließend den Nachbarort Bièvre, in dem wir am nächsten Tag die Servicezone einrichten mussten und sich auch das Rallyezentrum befand. Nach und nach traf auch der Rest der Crew ein, eine Lagebesprechung stand auf dem Plan um Aufbau und Ablauf zu klären.

Samstags um 9 Uhr fuhren Miriam und ich ins Rallyezentrum, trotz weniger französisch Kenntnisse(ich kann es überhaupt nicht nur Miriam konnte noch ein bisschen was aus der Schulzeit) klappte die Papierabnahme reibungslos. Da hier auch eine Handvoll deutscher Teams aus der ERT(europäischen Rallyetrophy) starteten, hatte ich im Vorfeld mit diesen einen gemeinsamen Serviceplatz vereinbart. Wir verstanden uns Prima mit den beiden Teams und halfen uns gegenseitig das ganze Wochenende – das macht den Sport aus.

Wir hätten mitten im Aufschrieb einen Termin für die technische Abnahme um 12:20 Uhr gehabt, doch einer der ERT-Fahrer Andreas Konrad organisierte unbürokratisch, dass wir zusammen um 17 Uhr erst Termin hatten und somit genügend Zeit für den Aufschrieb war - im bürokratischen Deutschland undenkbar! Andreas war uns auch beim Aufschrieb behilflich, gab uns Tipps und zeigte uns den Weg zu den Strecken – das half uns ungemein um die 4 langen Prüfungen zu Papier zu bringen. Es war schon eine Herausforderung z.B. WP3 mit 21,7 km Länge zu schreiben – 13 DINA4 Seiten „100m rechts 3, 50m links 4…“ und dabei auch jede Kurve richtig abzubilden. In der technischen Abnahme dolmetschte uns Andreas Co-Pilot Tobias, damit die Papiere wie gewünscht vollständig vorgezeigt werden konnten. Zwischenzeitlich hatte die Servicecrew alles aufgebaut und Tag 1 der Rallye war überstanden.

Bei einer Distanz von 167 km Wertungsprüfungen(die 4 Strecken wurden 3x gefahren) + Verbindungsetappen galt es für uns am Sonntag knapp 370 km Strecke in der Rallye zu absolvieren. Bei einem deutschen Meisterschaftslauf wird so eine Strecke an 2 Tagen gefahren, die Streckenlänge entspricht 4 normalen „Rallye 35“ bei uns! Wir freuten uns auf die Rallye zumal sonniges trockenes Wetter bei Temperaturen von früh 9 bis nachmittags 20 Grad gemeldet waren.

Um 6 Uhr hieß es aufstehen, frühstücken und ab ins Rallyezentrum Startzeit checken, für die Servicecrew Reifen wechseln für die kühlen Bedingungen und um 8:16 Uhr starteten wir in die Rallye. Wir beschlossen nach dem Grundsatz „auf WP1 gewinnt man keine große Rallye“ zu agieren. Einen kleinen Aha-Moment gab es auf den 12,6 km aber doch - nach einer langen Geraden bremste ich mit hoher Geschwindigkeit einen Abzweig an und musste feststellen, kein Gripp. Grund war, dass da nur noch Schotter auf dem Asphalt lag, wir meisterten die Stelle aber dennoch ohne Dreher. Die Reifenwahl erwies sich als goldrichtig bei den kühlen Temperaturen, wir hatten super Haftung und konnten eine saubere Linie fahren. Es machte Spaß über schnelle Wirtschaftswege, Landstraßen zu brettern und wir kamen gut rein in die Rallye.

Die Startlinie zur WP 2 war nur 500m entfernt von unserer Unterkunft, wir fuhren quasi „daheim“ vorbei. Hier verzögerte sich der Start aus irgendwelchen Gründen um fast 45 Minuten und wir hatten etwas Zeit mit dem ehemaligen Sieger des deutschen Rallyemasters, Carsten Alexey und seiner Frau und Co-Pilotin zu plaudern. Diese erzählte uns in WP 1 hätten sie die 13. Zeit und wir die 15. Zeit gefahren, spitzenmäßig dachten wir uns nur…

Die WP 2 war die kürzeste mit knapp 6 km, mehreren Ortsdurchfahrten und Schikanen - hier könnte sich der DMSB mal ein Beispiel nehmen, wie Schikanen gestellt werden damit man sie zwar anbremsen muss, aber auch mit einem Auto wie unserem 3er Coupé noch flüssig durch kommt. An den Straßen viele Zuschauer, alles was das Rallyefahrerherz begehrt, Kurven, Abzweige die mit Handbremse quer gefahren werden, schnelle Bergaufpassagen – es machte richtig Bock! Dann stand der erste Service an, wir riefen kurz durch um zu sagen, dass nix zu machen ist – super!

Nun kam der erste Aufreger der Rallye, ich hole mal etwas aus. Den Weg zur WP 3 aus dem Service heraus hatten wir am Vortag beim Aufschrieb nicht durchfahren und dachten, das finden wir mit dem Bordbuch und GPS-Trippmaster schon. Leider nehmen es die Belgier mit den Meterangaben und Beschilderung nicht so genau. Nachdem man aus dem Regrouping fuhr, kam eine Baustelle in der 500m der Asphalt entfernt wurde und per Ampelschaltung einspurig durch Schotter führte. In dieser Baustelle befand sich zwischen den Baufahrzeugen ein Rechtsabzweig der nicht beschildert war. Auch die Meterangaben im Bordbuch zum Abzweig  stimmten in keinster Weise überein. Tja, wir fuhren da natürlich vorbei und als dann nach 1,5 km auch noch eine Beschilderung „Membre“ 14 km kam wie im Bordbuch beschrieben, dachten wir wir seien richtig, waren es aber nicht. Da überhaupt nichts mehr passte, drehten wir um. Zwischenzeitlich war uns klar, wir würden den Zeitkontrollpunkt(ZK) nicht mehr zur vorgegebenen Zeit erreichen können. Zum Glück bog gerade ein anderes Rallyeauto in den besagten Abzweig und wir wussten dann wo wir hin mussten.

Mit 10 Minuten Verspätung erreichten wir die WP, in Deutschland gäbe es hier meist 10 Sekunden Zeitstrafe je angefangener Minute Verspätung, so dachten wir jetzt haben wir es verbockt. Im Nachhinein stellte sich auf Nachfrage heraus, wie der belgische Sportkommissar meinte „bei einer Baustelle geben wir doch keine Zeitstrafe, wir fahren ja nicht in Deutschland wo es für alles Strafen gibt“…

Kurzum wir waren jetzt 10 Autos in der Startreihenfolge weiter hinten platziert und hatten gleich eine Unterbrechung von 1 Std bis ein verunfalltes Fahrzeug abgeholt war, abzuwarten. Irgendwann durften wir dann doch in unsere neue Lieblings-WP – die 21,7 km lange Strecke – ein kleiner Rundkurs der 2x durchfahren wurde mit Kurven in denen der Asphalt schmierte wie Glatteis und dann ein langes Landstraßenstück mit einer Kurve schöner wie die andere. Die Kunst war, nicht aus dem Schrieb zu kommen, denn diese sahen meist alle gleich aus und waren unübersichtlich. Die Ansagen von Miriam waren perfekt und ich konnte voll attackieren. Zum Abschluss der WP ging es noch durch zwei Ortschaften wieder mit Bremsschikanen und ins Ziel – wir hatten richtig Spaß und Lust zum Fahren.

Auf WP 4 stand ein Rundkurs an, der mit Bergauf/bergab Strecken, wieder einer Ortsdurchfahrt und einigen Schikanen und schön breiten Straßen vor uns lag. Hier konnte ich die Power des M3 richtig gut nutzen und die Reifen in Soft klebten einfach Hammermäßig. Uns gelang in diesem Rundkurs eine halbe Runde auf einen Opel Astra aufzuholen, diesen bei der Zufahrt im Ort durch späteres Bremsen zu überholen und markierten die 4. Zeit in der Division wie sich im Nachhinein herausstellte. Zufrieden fuhren wir in den Service, beschlossen auf etwas härtere Reifen zu wechseln da es wärmer wurde.

Der Service lief ohne Probleme, wir fuhren die 2. Sektion und die erste WP diesmal auch mit dem richtigen Bremspunkt an der rutschigen Stelle, WP 2 lief ebenfalls gut, kurzer Tankstop – alles im grünen Bereich. Dann ging es in unsere lange „lieblings-WP“. Wir konnten sogar nochmals ordentlich zulegen. In einer Ortschaft kurz vor dem Ziel der WP liefen wir auf den im Skoda Fabia R2 eine Minute vor uns gestarteten Junior Ghibaud Mazuin auf und überholten diesen. Am Abend, als wir nichts mehr protestieren konnten, bemerkten wir, dass unsere Zeit Mazuin gutgeschrieben wurde und wir dessen Zeit erhielten, da die Belgier wohl durcheinander gekommen sind weil wir ja früher die Ziellinie passierten und die Reihenfolge nicht mehr stimmte. In der Summe wurden wir um fast 1,5 Minuten „benachteiligt“. Aber ich sagte es eingangs ja schon, unser Französisch war nicht so gut… wir beließen es dabei es zu registrieren. Der Rundkurs zum Abschluss der Sektion war erneut super, allerdings mit den Medium-Reifen auch etwas langsamer als in Durchgang eins.

Jetzt hieß es, letzte Sektion ohne Fehler ins Ziel zu bringen und nochmal so richtig Spaß haben, die WP’s genießen. Die ersten 2 WP‘s des Abschnitts meisterten wir erneut ohne Fehler, kamen nochmal zum Service und überlegten noch einen Reifenwechsel. Vielleicht hätten wir die letzten beiden WP etwas schneller sein können, denn es kühlte schnell ab und in der vorletzten WP mussten wir wieder 45 Minuten warten bis die Strecke freigegeben wurde. Glücklich und zufrieden kamen wir um 19:30 Uhr ins Ziel und fuhren das Auto ins Park-Fermè. Unsere Servicecrew empfing uns und die Freude stand allen ins Gesicht geschrieben – was für eine geile Rallye. Das Auto ohne Kratzer, kein einziger technischer Defekt – der M3 lief wie ein Uhrwerk, eine perfekte Rallye!

 

An dieser Stelle ein ganz dickes Dankeschön an Tina und Christian Popp, Michael Götz, Michèle Schröder, Jürgen Stengel und Alex Semenov – ihr seid das Beste Serviceteam, das man sich vorstellen kann!!! Alle hatten Spaß und ich hoffe wir können das in 2018 wiederholen – so macht Rallyefahren Freude.