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Klassensieg bei der Rallye Oberland und 12. Gesamt!

Als letzte Rallye der Saison stand meine Lieblingsrallye, die Oberland bei Garmisch Partenkirchen im Allgäu an. Am Freitagnachmittag machte ich mich mit Miriam auf den Weg, um rechtzeitig bis 21 Uhr die Papier- und technische Abnahme hinter uns zu bringen. Um kurz vor 22 Uhr waren wir dann endlich ohne Beanstandungen durch die Abnahmen und machten uns auf zu unserer Pension. Zuvor hatten wir noch einen unfreiwilligen Reifenwechsel am Rallyeauto – ein frisch montierter Reifen in der Mischung „soft“ auf der Hinterachse verlor Luft. So ein Mist dachten wir uns, denn wir hatten nur noch 2 härtere Mischungen im Gepäck die erst ab ca. 17-18 Grad Plus Temperatur bekommen und Haftung aufbauen.

Am nächsten Morgen um halb acht blickte ich aus dem Fenster – alles war mit Raureif bedeckt – na prima dachte ich mir, das kann eine Rutschpartie geben mit den Reifen in der Mischung „medium“ auf der Hinterachse. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen mit uns und es wurde immer wärmer im Laufe des Vormittags. Als wir gegen 12 Uhr in den Startpark fuhren, hatte es schon beinahe die 17-18 Grad.

Um 12:41 starten wir in die Rallye, die WP1 war mir bestens bekannt aus den Vorjahren – schnelle flüssige Passagen mit langgezogenen Kurven in den Bergen – ich hatte richtig Bock zu fahren. Als wir an der WP am Start standen, grinsten wir beide nur noch – die Temperaturanzeige der Startuhr zeigte 23(!) Grad Plus bei schönstem Sonnenschein am 03.11.17, wie geil ist dass denn? Wir markierten hier auch gleich die Klassenbestzeit und auch in der Gesamtwertung lag die Zeit nahe an der Top-Ten.

Die WP2 war ebenfalls auf Asphalt und führte teilweise durch rutschige Passagen in einem Bergaufstück im Wald. Wir starteten gut, der Aufschrieb passte, und meisterten auch eine Bremsschikane, bei der am Bremspunkt immer Wasser über die Straße läuft, ohne Probleme. Als es dann an einer Spitzkehre in die besagte rutschige Bergaufpassage ging, schwenkten Streckenposten die gelbe Flagge. Ich sah wie ein lebensmüder Radfahrer sein Bike über die Strecke schob, konnte gerade noch ausweichen und dachte, dass dies die Gefahr war die uns angezeigt wurde. Mehr quer als gerade aus ging es durch die Kurven bergauf im Wald und plötzlich stand ein Feuerwehrauto auf der Strecke und löschte gerade ein brennendes Rallyeauto! Ich leitete eine Vollbremsung ein und lenkte wie bereits 3 Starter vor mir in die Wiese. Zum Glück waren die beiden Rallyefahrer weitestgehend unverletzt aus dem Fahrzeug raus gekommen. Der Mitsubishi Evo hatte sich gedreht und war gegen einen Baum geprallt, dabei hatte das Auto Feuer gefangen. Wir mussten nicht mehr helfen, die Feuerwehr brachte alles unter Kontrolle und auch der Krankenwagen kam dann dazu. Die WP wurde abgebrochen und wir wurden zur WP3 zurückgeleitet – es bekamen alle nicht gestarteten Fahrzeuge eine sogenannte „faire Zeit“, was einem Durchschnittswert entsprach. Da unsere komplette Klasse davon betroffen war, hatte dies keine Auswirkungen aufs Ergebnis.

Nun ging es in meinen Lieblingsrundkurs in Altenstadt am Rallyezentrum. Der Start war etwas anders, ansonsten alles gleich wie im Vorjahr, schnelle flüssige Passagen über Landstraßen und Wirtschaftswege. Es machte bei den frühlingshaften Temperaturen so richtig Spaß zu fahren und wir konnten erneut Klassenbestzeit und 11. Zeit Gesamt fahren. Die anschließende Sammelpause wurde cleverer Weise vom Veranstalter auf 5 Minuten verkürzt – ein dickes Lob an dieser Stelle für eine Top organisierte Rallye!

Nun ging es in die zweite Schleife, erneut auf dem Berg die WP Wildsteig, die schon im ersten Durchgang so gut lief. Gefühlt war ich noch ein bisschen fixer unterwegs, auf der Uhr waren es 3 Sekunden langsamer – man merkte schon, dass es ein paar Grad kühler wurde.

Als nächstes ging es auf die WP, auf der der Unfall zuvor war. Ich merkte schon, dass die Haftung nicht mehr ganz so gut wie am frühen Nachmittag war. Es lief trotzdem hervorragend für uns, einen kleinen Fehler hatten wir an der Spitzkehre. Ich zog an der Handbremse und das Heck kam etwas zu weit, wir standen kurz konnten aber ohne großen Zeitverlust weiterfahren. Das Bergaufstück ließen wir ruhig angehen, der Vorsprung in der Klassenwertung war beruhigend. Ohne Fehler erreichten wir das Ziel und trotzdem – Klassenbestzeit mit 1,5 Sekunden!

Nun ging es zum Abschluss nochmal in den „geliebten“ Rundkurs. Es war nun schon deutlich kühler und die Reifen bauten hinten nicht mehr die Haftung wie in WP3 auf. Wir waren trotzdem gut unterwegs, Klassenbestzeit(6 Sekunden langsamer als im ersten Durchgang) und immer noch 13. Zeit der Gesamtwertung.

Im Ziel waren Miriam und ich überglücklich – zum Saisonabschluss ein Sieg! Auch der 12. Rang in der Gesamtwertung im vordersten Drittel tat nochmal so richtig gut - besser hätte die Rallye nicht laufen können!

An dieser Stelle geht ein ganz dickes Dankeschön an meine Co-Piloten Miriam und Michael, die Schrauber des Teams, alle Sponsoren und Fans für die beste Saison die wir je hatten!

Wir feiern nun erst einmal den Saisonabschluss und dann haben wir im Winter richtig viel Arbeit vor uns um im neuen Jahr wieder Startklar zu sein.

Es grüßt Euch herzlichst

Euer Jürgen mit Team Double RR Racing