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Sieg bei der 25. Grabfeldrallye – unsere quasi Heimrallye


nach unserem Ausfall mit deffektem Differential bei der Osterburgrallye vor 2 Wochen, war mir klar es wird ein Wettlauf mit der Zeit um bei der Grabfeldrallye am Start stehen zu können. Ich hatte schon im Vorjahr gesagt „wenn uns das Diff nochmal kaputt geht, kaufen wir uns das größere Diff“. Wenn das nur mal so einfach gewesen wäre. Ich musste ein schwer zu bekommendes Differential, einen passenden Hinterachsträger, eine Motorsportübersetzung auftreiben und dann musste noch ein Antriebs-Spezialist Zeit haben, das kurzfristig zu bauen. Keine leichte Aufgabe, für mich aber die Herausforderung – kurzum am Sonntag nach der Rallye lag das Differential und der Achsträger im Kofferaum, Horst Schmidt Antriebstechnik in Marburg erklärte sich bereit, es „einzuschieben“ und die Übersetzung wurde auch von einem anderen Rallyekollegen geliefert. Am Dienstag dieser Woche konnte ich das fertige Differential abholen. Jetzt muss ich mich wieder bei unserem „Retter in der Not“ AMS Werkstatt Jürgen Stengel in Bütthard bedanken – wir bauten Mittwoch, Donnerstag bis spät Abends und so konnte ich nach erfolgreicher Testfahrt am Freitagnachmittag das Auto aufladen um zur technischen Abnahme der Grabfeldrallye zu fahren.

Die Veranstaltung sorgte im Vorfeld für Aufsehen, da der DMSB alles daran setzte, diese zu verhindern, weil sie nicht nach dessen Regelwerk ausgeschrieben wurde. Wir Fahrer wissen immer noch nicht, ob uns vom DMSB noch Konsequenzen drohen, aber wir wollten uns die Heimrallye vor Miriam’s Haustüre einfach nicht nehmen lassen. Die letzten 24 Jahre hatte sie immer den Ruf als beste Veranstaltung in Deutschland und auf einmal soll die gleiche Veranstaltung als „wilde Veranstaltung“ eingestuft werden? Wir verstehen das nicht und nannten aus diesem Grund auch für die Rallye.

Da in diesem Jahr 5 verschieden Wertungsprüfungen(WP) gefahren wurden, mussten wir bereits am Freitagabende mit dem Aufschrieb beginnen. Papier- und technische Abnahme klappten ebenfalls reibungslos. So konnten wir am Samstagmorgen die noch fehlenden zwei WP aufschreiben und stellten das Auto um 10 Uhr in den Startpark.


Wir freuten uns auf schnelle, anspruchsvolle WP’s und hatten in unserer Klasse mit 9 Konkurrenten zu tun. Wir kannten einige Prüfungen noch aus dem Vorjahren, so auch die „WP 1 Möbelwerke“ die doppelt gefahren wurde. Hier galt es von Feldwegen über kurvige Bundesstraßen hin bis zu einer Bremsschikane in der Ortschaft gleich den richtigen Speed zu finden um gut in die Rallye zu kommen. Aufgrund des Reglements, waren auch Rennreifen ohne E-Kennzeichnung(=in Deutschland bei straßenzugelassenen Reifen), zugelassen. Wir nutzten die Möglichkeit hier mit gebrauchten Reifen aus der Weltmeisterschaft zu starten. Anfangs hatte ich etwas mit Untersteuern in Kurven zu kämpfen, was auch an einem Abzweig kurz nach dem Start fast im Graben geendet hätte, als ich einen Bremspunkt etwas optimistisch setzte. Danach stellte ich mich darauf ein und wir erreichten mit der 25. Zeit bei 100 Startern ein gutes Ergebnis.

Die WP 2 war eine 12 km lange Prüfung die sehr schnell, und zudem mit einer Sprungkuppe in eine Kurve als Herausforderung, gespickt war. Ich hatte den Luftdruck etwas reduziert und schon funktionierten die Reifen. Wir konnten ein gutes Tempo gehen, doch kurz vor dem Ziel der WP 2 war ich an einem Abzweig spät auf der Bremse und es lag Dreck auf der Strecke. Wir rutschten in einen Feldweg gerade aus, ich musste den Rückwärtsgang einlegen und wir verloren einige Sekunden, sahen aber unbeschadet das Ziel. Später stellte sich heraus, dass an dieser Stelle das halbe Starterfeld die gleichen Probleme hatte.

Nun kam die WP 3, hier galt es unzählige Abzweige zu fahren und immer auf kurzen Stücken zu beschleunigen. Miriam machte diese Prüfung am meisten Spaß, aber auch mir als Fahrer schien dieses „Tiki-Taki“, wie ich es nannte, doch erstaunlich gut zu liegen. Ich cuttete jede Kurve und bewegte erstmals das Auto richtig am Limit – die 12. Zeit der Gesamtwertung sprach Bände – auf dieser fahrerisch anspruchsvollen Strecke hatten wir den Grundstein für den Klassensieg gelegt.

Auch die WP 4 galt schon im Vorjahr als fahrerisch sehr herausfordernd. Es waren 2 Schotterpassagen, eine Ortsdurchfahrt mit Bremsschikane zu meistern. Durch das neue Differential, welches etwas anders abgestimmt ist wie unser bisheriges, war es erstmals möglich im Schotter ohne nervöses Heck unterwegs zu sein – es machte richtig Laune, was sonst nicht zu meinen Lieblingsbelag zählte. Auch eine späte Ansage von Miriam, bei der es in vollem Tempo nach einer Kuppe bergab in den Schotter ging, konnte ich rechtzeitig vor der Kurve das Auto stabilisieren und diese ohne Probleme meistern.

Wie immer, wollte ich weder Zeiten noch unsere Position in der Wertung im der Pause wissen. Nach der Pause stand nochmals WP 1,2,3 und ein Zuschauerrundkurs auf dem Programm.

Die Fehler aus dem ersten Durchgang galt es zu vermeiden, was uns auch gelang, jedoch auch dazu führte, dass ich teilweise an besagten Stellen zu früh bremste und Zeit liegen ließ.

Zum Abschluss der Rallye galt es hier einen Zuschauerrundkurs im Rallyeort Sulzdorf an der Lederhecke zu fahren. Hier werden immer im Abstand von 10 Sekunden 3 Autos gleichzeitig in den Kurs geschickt. Wir hatten Glück und starteten als erstes in unserer Gruppe, so war schon mal sichergestellt, dass wir nicht auf einen Konkurrenten auflaufen und überholen mussten. Wir hatten einen guten Start, Runde 1 lief ohne Probleme, doch in Runde 2 hatten wir nochmal einen Schreckmoment zu überstehen, als nach einem Abzweig das Auto etwas nach rechts in Richtung Graben ausbrechen wollte. Ich dachte nur noch „oh nein Bitte nicht“ hatte aber das Auto schon wieder unter Kontrolle und schaltete die Gerade bis in den 4. Gang hoch. Den 3. Umlauf lieferten wir eine fehlerfreie Fahrt bis ins Ziel hin. Ich hatte mir persönlich vorgenommen, meine persönliche Bestzeit von 2015 im 4-türigem M3 zu knacken, eine 1:56 – uns gelang eine 1:524! Dies bedeutete auch gleichzeitig die 16. Gesamtzeit auf dem Rundkurs!

Als wir im Ziel erfuhren, dass wir die Klasse gewonnen hatten, konnten wir es gar nicht fassen. Seit 2010 wünschte ich mir einmal ganz oben bei dieser Rallye zu stehen und diesmal hat es geklappt – einfach Hammer! Im Gesamtergebnis auf einem 16. Gesamtrang zu landen war das Sahnehäubchen an diesem gelungenen Wochenende.

Jetzt heißt es 3 Wochen lang das Auto vorbereiten für die Main-Kinzig-Rallye die wir als nächste Veranstaltung anvisieren.