Rennbericht Rallye de la Semois 2022 PDF 

Zielankunft bei der internationalen Rallye de la Semois in Belgien – trotz Zeitstrafe von 16 Minuten 81. von 150 Startern!

Am vergangenen Wochenende war es wieder einmal soweit, wir fuhren nach 2 Jahren Unterbrechung zur Rallye de la Semois nach Belgien. Als Servicecrew waren in diesem Jahr Markus, Nino, Winni, Michael, Aschi, Dominik und Fabrice dabei – an dieser Stelle gleich ein dickes Dankeschön für die super Betreuung! Ohne das beste Team das man sich wünschen kann, ist eine solche große Rallye nicht zu stemmen. Toll ist bei solchen Events, dass auch von befreundeten Teams im Service zusammengeholfen wurde, kurzum es war eine tolle Veranstaltung.

Danke auch an dieser Stelle an Kai Weidlich für den geliehenen Transporter und Nico von Heigo für den Anhänger - nur so konnten wir unser Equipment für den Service überhaupt transportieren. Am Freitag hieß es 6,5 Stunden Anreise, Serviceplatz reservieren und Samstag für die Crew in der Frühe Servicezone aufbauen. Um 8:30 Uhr Papierabnahme und dann ging es für Miri und mich zum Aufschrieb erstellen. Alleine um den Aufschrieb zu erstellen, waren wir 259 km unterwegs - es hat sich aber gelohnt nach Bordbuch abzufahren wie in der Rallye, so waren die Verbindungsetappen dann kein Problem.

Wir hatten uns vorgenommen einfach eine gute Rallye mit Spaß am Rallyefahren zu zeigen. In Belgien ist die Klasseneinteilung „große, kleine Autos“. Bei uns hießen die 28 Konkurrenten sieben Allrad WRC2 Autos (die sonst in der Rallye-WM eingesetzt werden/wurden) je zwei bärenstarke Porsche 911 GT3, Subaru Imprezas und Mitsubishi Evos, S2000 Skodas mit Allrad, leistungsstarke M3’s und kleine Autos die unglaublich „abgingen“. Aber wir kannten das ja aus den Vorjahren und wussten was auf uns zukam. Die Strecken waren zum Teil anders aber ich mochte sie wie schon zuvor. Es waren 150 km auf Zeit, mit Verbindungsetappen gut 500km – dies entspricht 5 deutsche Rallye 35-Veranstaltungen an einem Tag!

Am Samstag war es wechselhaft und es regnete stellenweise, aber für Sonntag war Sonne gemeldet. Am Morgen war es noch recht frisch mit 12-13 Grad, am Nachmittag waren Höchsttemperaturen von 27 Grad bei trockenen Bedingungen. Wir montierten für die erste Sektion von 4 Prüfungen vorne Supersoft, hinten Softreifen, was sich als richtige Wahl erwies. Als WP1 wurde eine Sprint WP über Landstraßen, durch Ortschaften gefahren, wir starteten verhalten und wollten erst einmal reinkommen in die Rallye. Außer, dass ich zu früh vom Gas ging weil ich die Zielankündigung mit dem Ziel verwechselte, gab es keine Probleme. Meine Lieblings WP2 die Belafontain mit Serpentinen wurde leider auf 14km gekürzt und auch der Rundkurs wurde anders gefahren. In Belgien werden noch Kurven gecuttet. Dies wiederum bewirkt, dass auf dem Asphalt in manchen Kurven Schotter und Dreck liegt, manchmal konnte man gar keine Straße mehr sehen. Wir starteten in den Rundkurs, doch schon mitten in Runde 1 wäre die Rallye für uns fast vorbei gewesen. Der Schalthebel rutschte unten am Gestänge aus der Führung und ich konnte nicht mehr schalten! Zum Glück hatte ich gerade den 3. Gang eingelegt und ich beschloss eine Runde weniger zu fahren im Rundkurs, direkt in den langen Auslauf der WP abzubiegen und den Service aufzusuchen. Ich ahnte schon, dass ein Sicherungsclip verloren gegangen ist der verhindert, dass das Schaltgestänge aus der Führung rutschen kann.

Wir hatten ca. 30 Minuten Zeit im Service das Problem zu lösen. Im Service stellte Markus schnell fest, dass ich richtig lag mit meiner Vermutung. Ich eilte zum befreundeten Citroen-Team Schmitt die viel Equipement dabei hatten, aber einen solchen Clip hatten sie auch nicht. Ich wusste, dass ich irgendwo einen Sprengring der passen könnte dabeihatte, suchte und fand diesen zum Glück in einer Kiste. Leider kam man schlecht an die Stelle über dem Getriebe hin und der Ring wollte vom Durchmesser her nicht auf der Stange in die Nut einrasten. Vom Team Schmitt eilten 2 Mechaniker zum Helfen herbei, wir hätten eigentlich schon rausfahren müssen, ging aber noch nicht. Wir hatten jetzt noch 15 Minuten Karenzzeit, wenn es nicht schnell doch noch klappte, hätten wir aufladen müssen. Markus konnte mit „Bärenkräften“ den Ring etwas aufbiegen und Rolf vom Team Schmitt schaffte es, dass dieser einrastete und hielt.

Schnell noch Räderwechsel und raus ging es aus dem Service. Wir hatten nochmal Glück, der Veranstalter hatte eine Zeitkontrolle umgewandelt in einen Checkpoint (hier wurde keine Zeit eingetragen, sondern nur abgestempelt). Auf der Verbindungsetappe konnten wir „etwas Zeit gut machen“ und so kamen wir mit nur 7 Minuten Verspätung an der Zeitkontrolle zur WP 3 an – alles war im grünen Bereich und wir weiter im Rennen. Die WP 3 Paliseul war den Vorjahren noch sehr ähnlich, wir fuhren diese gut und fehlerfrei. Nun ging es auf den Rundkurs Gedinne den ich aus den Vorjahren mochte. Es galt hier 2,5 Runden in einem Bergaufrundkurs (der auch für Bergrennen sonst genutzt wird) mit einem langen Auslauf durch Ortschaften über recht unebene Wirtschaftswege, zu bewältigen. Im Rundkurs lief auf uns ein S2000 Skoda mit Allrad auf (mit diesen Autos wurde vor 6-7 Jahren die Deutsche Meisterschaft gewonnen), ich machte Platz da ich keine Chance hatte den Speed mitzugehen. Erneut hatten wir keine Mistakes und konnten uns nach dem Ziel gleich auf in den Service machen.

Dieses Mal war alles ok im Service Auto wurde gecheckt und es ging wieder raus zur 2. Sektion. Nachdem ja 150 Autos über die 4 Prüfungen gefahren waren, erwarteten uns noch schwierigere Streckenbedingungen, es gab Kurven in denen die Straße komplett mit Schotter und Steinen übersäht war. Hier wurde es dann doch das eine oder andere Mal eng auf der Strecke zu bleiben. Aus meiner Erfahrung wusste ich, die beste Chancen durch solche Kurven zu kommen ist, sich am Straßenrand im Cut(= durch das Gras in die eingefahrene Rinne neben dem Asphalt) einzuhängen um wie auf Schienen“ die Kurven zu meistern. Leider gab es viele Stellen, mit so tiefen Furchen und Asphaltkannten, dass ein Reifenschaden wahrscheinlich gewesen wäre – hier war an cutten nicht mehr zu denken. Von 150 Startern mussten 46 Teams aufgeben mit Unfällen, Defekten – alleine hieran sieht man, wie anspruchsvoll die Rallye war.

Da die Reifenwahl ok war und auch das Wetter unverändert blieb, änderten wir im Service nichts. Allerdings stellte Markus 7 Minuten bevor der Service vorbei war fest, dass sich an der Antriebswelle Schrauben gelöst hatten. Nun begann wieder ein Wettlauf mit der Zeit und erneut kam Rolf vom befreundeten Team mit seiner Erfahrung dazu und packte mit an – just in time war alles fixiert und wir fuhren raus zur letzten Sektion.

Es ging in die gleichen Prüfungen, und die erste WP entwickelte sich langsam zu meiner neuen Lieblings-WP. In den Ortschaften gab es viereckige Bremshügel die an der Seite abgeschrägt waren – und ja, diese gingen voll - zztl. hatte ich das herausgefunden und nahm diese ohne auch nur zu lupfen. In WP2 Rundkurs Belafontain standen zahlreiche Zuschauer und in einem bergab Serpentinenstück, an einer 90 Gradkurve, lies ich mich dazu hinreisen heftig an der hydraulischen Handbremse zu ziehen weil uns Zuschauer frenetisch anfeuerten. Miri meinte wir seien da ganz schön schnell gewesen, ich hatte es so nicht wahrgenommen. Kurzum das Auto ging quer und beim Beschleunigen aus der Kurve kam ich mit dem rechten Hinterrad ins schmale Bankett neben der Leitplanke, hui das war knapp… aber ist gut gegangen.

Im letzten Service checkte die Crew nochmal die Schrauben an der Antriebswelle, Dominik fand diesmal an der rechten Seite 2 Schrauben die nachgezogen werden mussten, sonst war aber alles ok. Die vorletzte Prüfung wurde annulliert, ein gestörter Anwohner hatte sein Auto auf die Strecke gefahren und bedrohte Helfer mit einem Messer – leider gibt es solche Spinner wohl auch im Rallyeland Belgien, einfach Schade sowas. Also hieß es direkt auf den Weg um ein letztes Mal den Rundkurs Gedinne in Angriff zu nehmen – es war bereits 19:00 Uhr bis wir starteten. Wir wussten ja, dass unser Team zum Zuschauen an die Strecke kommt und auch in einer Kurve, die man quer nehmen kann, steht. Wie versprochen zog ich im 3. Umlauf am Hebel, es klappte wunderbar wie aus einem Guss und auch der Rest der WP lief ohne Zwischenfälle. Jetzt hieß es nur noch ab ins Ziel und diese Zielankunft, nach all den Problemen, fühlte sich an wie ein Sieg.

Fazit ist, die Veranstaltung war wieder absolut eine Reise wert, man hilft sich untereinander und unser super Team machten die Rallye zum echten Highlight der Saison. Das Ergebnis war Zweitrangig, mit über 16 Strafminuten darf man nichts erwarten. Dennoch sind wir stolz darauf angekommen zu sein - 19. Von 28 in der Klassenwertung hört sich gut an – die anderen sind ausgefallen. Auch ohne Strafzeit wäre maximal Platz 15 möglich gewesen, wir sind sehr zufrieden, wenn man bedenkt, was hier am Start stand.