Rennbericht Rallye Bad Emstal 2022 PDF 

 

Beinahe gewonnen – Platz 2 in der Klasse und 11. Gesamt von 60 Startern!

Liebe Motorsportfreunde,

am Samstag war bei der Rallye Bad Emstal das Ziel, mit meiner Tochter Sinja als Co-Pilotin den Ausfall aus dem Vorjahr bei ihrer ersten Rallye, vergessen zu machen. Das, was wir erlebten, ist wieder einmal wie in einem Drehbuch zu einem Film – die Eindrücke dieser Rallye werde ich nie vergessen, doch wie immer schön der Reihe nach.

Gut gelaunt machten wir uns am Freitag auf den Weg um Abnahmen zu erledigen, damit wir am Samstagfrüh zum Aufschrieb starten können. In Bad Emstal ist es meist "anstrengend" die Abnahmen zu meistern, aber diesmal gab es keine Probleme, wir ließen den M3 gleich im bewachten Startpark stehen und fuhren mit Rallyefreunden zum Essen und gegen 22.30Uhr waren wir dann auch in unserer Pension.

Am nächsten Morgen hieß es um 7.30 Uhr auf zum Aufschrieb erstellen - der Zeitplan ist hier recht knackig, nur bis 10.45 Uhr durften wir die Strecken abfahren. Das klappte aber schon wirklich gut fürs zweite Mal und auch uns mit dem Bordbuch von einer zur nächsten WP zu lotsen, hat Sinja gut hinbekommen.

Um 12.48 Uhr war es dann soweit, wir starteten in die Rallye Bad Emstal und machten uns auf den Weg zur WP1. Ein starkes Starterfeld - alleine in unserer Klasse waren 6 BMW M3 - machte sich auf den Weg. Die erste WP war ein Rundkurs den wir im vergangenen Jahr schon gefahren sind, jedoch war ein Streckenabschnitt im Schotter der es in sich hatte. Die Ansagen von Sinja klappten gut, anfangs musste sie sich noch an das Tempo gewöhnen, manchmal war gar keine Zeit Luft zu holen zwischen den Ansagen. Im Ziel überraschten wir mit der 10. Zeit Gesamt als alle noch im Rennen waren, damit hatte keiner gerechnet. Ich fühlte mich wohl im Auto, die Reifenwahl mit Supersoft war auch genau richtig bei kühlem wechselhaftem Wetter und so konnten wir ans Limit gehen.

Nun ging es zur WP 2, die mit der Sprungkuppe über die Bahngleise, einem kurvenreichen Landstraßenstück durch den Wald und eine Runde durch das Sägewerk mit einem Schotterstück das null Gripp bot. Hier wuchsen wir über uns hinaus, ich hatte Sinja im Vorjahr versprochen, dass wir im nächsten Jahr richtig über den Bahnübergang fliegen und das klappte auch (siehe Bild 522). Im Sägewerk wurde es auf dem schmierigen Schotterstück an einem Abzweig eng, doch ich konnte die Stelle gerade noch mit der hydraulischen Handbremse retten und wir schafften es quer die Kurve noch zu kriegen. Die 8. Zeit im Gesamt – ich kann mich gar nicht erinnern, wann wir das letzte Mal so weit vorne in einer Rallye eine Zeit markieren konnten.

Dann kam die WP 3 eine sehr schnelle Sprintprüfung über Landstraßen mit Ortsdurchfahrten, Bremsschikanen genau nach meinem Geschmack was die Strecken angeht. Leider begann es schon am Start hier zu tröpfeln und wir hatten dieses Mal keine Regenreifen, sondern Supersoft die zwar im Feuchten, aber nicht im Nassen funktionieren. Ich hatte volles Vertrauen in die Haftung und es war eine Freude diese WP mit dem M3 zu fahren, auch wenn das letzte Stück schon sehr nass war konnten wir ebenfalls die 11. Zeit markieren.

Jetzt kam WP4 ein Rundkurs in einem Industriegebiet mit einer langen Ausfahrt über unebene Wirtschaftswege und einem weiteren Sprung über eine Kuppe im Ort. Hier war es für meinen Geschmack schon fast zu nass für die Reifen, dennoch ging es eigentlich vom Gripp her noch ganz gut. Wir versuchten sauber durch zu kommen und keine Fehler zu machen, ich fuhr teilweise wohl etwas zu vorsichtig da ich nicht einschätzen konnte, ob wir Gripp haben. Wir verloren hier 6 Sekunden auf den späteren Klassensieger. Am Ende kam es hier aber noch dicker, uns wurde unterstellt an einer Bremsschikane die aus drei Absperrungen von Baustellen (die sonst verwendet werden um Straßen zu sperren mit schweren Klötzen in die die Barken eingesteckt sind) besteht, hätten wir touchiert und dafür bekamen wir 10 Sekunden Zeitstrafe! Wir waren uns ganz sicher nichts getroffen zu haben, denn eine Berührung hätte sicher Spuren hinterlassen, selbst wenn wir mit dem Reifen gestreift wären, hätte dies einen Schlag gegeben. Warum ich das schreibe kommt zum Schluss…

Anschließend ging es in die Reifenwechselzone – wir änderten nichts und hofften der Wetterbericht stimmt und es hört auf zu regnen – was auch nach einer 50 minütigen Sammelpause eintraf. Die Sonne kam heraus und die Wolken verzogen sich als wir in die zweite Schleife starteten. Bis dahin ahnten wir noch nicht, dass wir die Klasse anführten und teilweise auf Rang 9 Gesamt geführt wurden, denn wir rechneten eigentlich mit nichts und wollten nur eine Zielankunft feiern.

Im langen Rundkurs auf WP5 waren wir leider 2,8 Sekunden langsamer als im ersten Durchgang, hatten aber keine Fehler. Dann kam wieder WP6 mit dem Sägewerk und diesmal schaffte ich es nicht in den Abzweig im rutschigen Schotter. Ich hatte erneut überhaupt keine Verzögerung, versuchte wieder die Kurve mit der Handbremse zu retten, drehte mich diesmal aber ein und würgte das Auto ab. Mein Fehler, ich hätte eigentlich gewarnt sein müssen aus Durchgang eins, musste rückwärtsfahren und das kostete am Ende zu viel Zeit es ergab letztendlich eine Zeit von 3:23 im Vergleich zu einer 3:11 Min im ersten Umlauf, nur die 19. Zeit. Unterm Strich hätte dieser Fehler nicht passieren dürfen, dann hätte es am Ende sicher zum Klassensieg gereicht.

Auf der Sprintprüfung WP7 die mir beim ersten Mal schon so gut gefallen hat, konnten wir uns um 1 Sekunde verbessern. Auf der letzten Prüfung WP 8 ging es erneut in den Rundkurs, dieses Mal bei trockenen Verhältnissen. Wir verbesserten unsere Zeit von Umlauf eins von 5:05 auf 4:46 Minuten und lagen in der Gesamtwertung in der Klasse auf Platz 1. Die Freude überraschend die Klasse gewonnen zu haben, war uns aber nicht vergönnt. Denn nun kommt die Zeitstrafe ins Spiel aus WP4 für touchieren der Schikane von 10 Sekunden. Wir lagen im Ziel 4,2 Sekunden vor den Konkurrenten vom MSC Bad Emstal, durch die Strafe aber plötzlich 5,8 Sekunden hinter den beiden auf Rang 2. Leider ist an einer Sachrichterentscheidung an einer Schikane nichts zu rütteln, ähnlich wie beim Fußball, wenn ein Schiedsrichter entscheidet, kann man nicht dagegen vorgehen.

Anfangs war ich ziemlich frustriert und angefressen, doch letztendlich hatten Sinja und ich ein unglaublich tolles Wochenende und ein zweiter Platz, Rang 11 im Gesamt ist mehr als wir uns vorher erträumt hätten. Wir nehmen nur das Positive mit – das Bild vom Sprung über den Bahnübergang, das Glücksgefühl kurzzeitig Sieger zu sein, eine tolle Rallye von den Prüfungen her und ganz weit vorne in der Gesamtwertung zu stehen. Das Schönste aber überhaupt ist es als Vater die Freude am Rallyesport mit seinem Kind teilen zu können, das kann uns niemand mehr nehmen.