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Knapp am Podium vorbei, Platz 4 in der Klasse und 18 Gesamt

 

Hallo liebe Motorsportfreunde,

am Samstag stand zum Saisonabschluss die Saarland Rallye auf dem Plan – hier sind wir ja im Vorjahr auf der ersten Prüfung mit defektem Differential ausgefallen und ich hatte noch eine Rechnung offen. Ich wusste ja, dass es eine anspruchsvolle Veranstaltung mit alten Wertungsprüfungen aus der Rallyeweltmeisterschaft ist die mir im Vorjahr schon beim Aufschrieb gefallen haben. Miriam war als Co-Pilotin diesmal dabei und wir wollten einfach einen guten Saisonabschluss hinlegen.

Das Rallyezentrum war am Stausee, die technische Abnahme am anderen Ende von Losheim am See und der Anhängerabstellplatz wiederum versteckt, gar nicht so einfach. Ohne Navi, welches wir sonst nicht ins Rallyeauto mitnehmen, wäre das zeitlich voll in die Hose gegangen mit den Abnahmen am Freitag. Aber um 20.30 Uhr war das erledigt und wir machten uns auf den Weg zu Rallyefreunden bei denen wir übernachten konnten.

Am nächsten Morgen hieß es ab 7.30 Uhr auf geht es zum Aufschrieb erstellen und hier war es noch dunkel. Wir dachten, das geht schon, aber es war mit dem Bordbuch zum Verzweifeln, es war weder eine Rückführung um die Strecke 2x zu besichtigen, noch konnte man den Ablauf wie in der Rallye nach Bordbuch abfahren. Eine Prüfung wurde in Teilen doppelt gefahren und hier verpassten wir einen Abzweig in die Runde, so dass wir die eine Prüfung nochmal neu aufschreiben mussten. Uns war klar, heute können wir nicht 2x besichtigen, 1x muss reichen, damit wir bis 10:30 Uhr fertig werden. Die Strecke „Steine an der Grenze“ heißt so, da Luxemburg und Frankreich angrenzen und überall Hinkelsteine stehen… wir waren schon zum Aufschrieb über 150 km unterwegs. Um 11:45 Uhr mussten wir die Ersatzreifen in die Reifenwechselzone legen, kurz umziehen und um 12:31 Uhr ging es an den Start.

Die Prüfungen waren sehr anspruchsvoll, schnell aber auch mit rutschigen Passagen – ich war mir sicher, dass unser Aufschrieb auch bei einem Mal abfahren stimmt. Ich hatte mir wieder einmal eine Idee bei der Reifenwahl, mit dem Hintergrund, dass am Vortag teilweise 24 Grad und Sonne herrschten, zurechtgelegt. Wir hatten keine Soft- sondern eine Mediummischung auf der Hinterachse montiert. Mein Gedanke war, dass es relativ lange Prüfungen sind und sich der Reifen so auch gut auf kaltem Asphalt aufheizen und Gripp bieten sollte – die Rechnung ging auf.

WP 1 war eine Sprintprüfung bei der auf Feldwegen viele 90 Grad Abzweige auf uns warteten, teilweise war es staubig und rutschig, wir hatten gute Haftung, fuhren fehlerfrei und im Ziel konnten wir die 21. Zeit im Feld markieren als noch alle dabei waren – das hätten wir vorher bei diesem Starterfeld nicht vermutet.

Nun ging es an die WP 2 Steine an der Grenze, die mir schon wegen den schnellen Strecken, blind zu fahrenden Kuppen, wechselnden Belägen und Charakter im Vorjahr gefallen hat. Auf einer langen Geraden passierte es dann, wir kamen ausgedreht im 5. Gang an und ich sah den Abzweig zu spät. Ging voll in die Eisen, sah das reicht so nicht, riss an der hydraulischen Handbremse, stellte das Auto quer vor der Kurve und wir erwischten diese perfekt – niemals hätte ich das, wenn ich es gewollt hätte, so hinbekommen. Leider habe ich wohl zu fest an der Handbremse gezogen und den Kolben durchgedrückt – diese war ab da ohne Funktion. Nicht gut dachte ich mir, jedoch kein Grund um aufzugeben, musste ich eben meinen Fahrstil umstellen und die Abzweige ausfahren. Die 18. Zeit war echt der Hammer – wir hatten einen richtig guten Speed gefunden.

In WP 3 war Miri sich nicht sicher, ob wir alles aufgeschrieben hätten – um es vorweg zu nehmen, der Aufschrieb passte wunderbar. Es war im Vergleich zur ersten WP ein Rundkurs eingebaut der auch durch den Wald, wo es feucht war und über schnelle Landstraßenabschnitte führte – auch hier hatten wir richtig Spaß am Rallyefahren uns gelang die 20. Zeit im Feld. Wir kippelten uns um Sekunden mit einem anderen BMW und einem Opel-Junior – es ging eng zu um den 3. Platz in der Klassenwertung.

Nun ging es in die Reifenwechselzone, doch auch nach einer langen Verbindungsetappe mit 60 Minuten Zeit zum Tanken, hatten die Hinterreifen noch immer Temperatur und wir beschlossen diese nicht zu wechseln. Wir montierten vorsichtshalb den Lampenbaum, den auf der letzten Prüfung bestand die Gefahr, dass es dunkel werden könnte.

Es ging erneut zur ersten Sprintprüfung als WP 4, auch hier lief alles glatt, keine Fehler erneut die 18. Zeit im Feld und wir lagen auch auf 18 Gesamt in der Wertung. Die WP 5 wurde als wir in der Reihe am Start standen gestoppt, um ein verunfalltes Fahrzeug zu bergen. Diese Unterbrechung war nicht so ganz zu unserem Vorteil, denn es war klar, die letzte WP wird dunkel. Es ging wieder über die schnellen Passagen und Kuppen, im Auslauf machte ich kurz vor dem Ziel einen Fehler – ich bremste zu spät einen 90 Grad Abzweig an, konnte ja nicht mehr an der hydraulischen Handbremse ziehen da defekt und musste so in den Notausgang, Rückwärts fahren und wir verloren einfach zu viel Zeit an dieser Stelle. Der Opel nahm uns hier 5 Sekunden ab, dennoch erreichten wir die 20. Zeit.

Jetzt ging es zur letzten Prüfung dem Rundkurs und es war bereits bei der Anfahrt dunkel. Das letzte Mal, dass ich im Dunkeln gefahren bin war bei der Wartburgrallye 2016, mir fehlte schlicht und Einfach die Erfahrung wie schnell ich fahren kann. Ich war viel zu vorsichtig unterwegs, wir verloren auf den Opel nochmals 12 Sekunden und lagen im Ziel leider statt auf Platz 3 nur noch auf Rang 4 außerhalb der Pokale.

Zunächst ärgerte ich mich über mich selbst, weil ich es fahrerisch verzockt hatte, dann kam aber die Freude über einen guten 18. Platz im Gesamt zurück – dieses Ergebnis, wenn uns vor dem Start einer angeboten hätte, hätten wir sofort zugeschlagen.

Nun geht es mit einem positiven Fazit in die Winterpause – die Fahrer mit denen wir uns bei dieser Rallye gemessen hatten, lagen zu Beginn der Saison noch weit vor uns – für mich bedeutet das, dass wir die Pace gefunden haben und das Auto besser von den Qualitäten umsetzen können. Das Differential welches uns Jürgen Stengel in der letzten Winterpause gebaut hat, hat sicherlich einen großen Anteil daran.

Es grüßt Euch

Jürgen mit Team