Rennbericht Hassbergrallye 2023 PDF 

Platz 32 bei der Haßbergrallye war keine Offenbarung

Am Pfingstsamstag stand wieder einmal die Hassbergrallye in Ebern vor der Türe und zusammen mit Michael als Co-Pilot wünschte ich mir einfach eine Zielankunft ohne Probleme. Am Ende wäre viel mehr drinnen gewesen - doch schön der Reihe nach, es gibt einiges zu erzählen.

Im Vorfeld der Rallye galt es erst einmal eine Lösung für den bei der Rallye Hammelburg zum dritten Mal ausgerissenen vorderen Halter am Achsträger zu finden. Noch einmal Schweißen stand nicht zur Debatte, also musste ein anderer Achsträger her. Dieser konnte nach einigem Suchen gefunden werden, die Firma Heigo verstärkte diesen für uns und andere Lager wurden bestellt. Das Material war alles just in time da, so hieß es Achse ausbauen, alles austauschen und wieder einbauen. Am Donnerstag stellte sich jedoch bei einer Probefahrt heraus, dass wir ein Kabel vergessen hatten anzuschließen, der Tacho funktionierte so nicht. Auch dieses Problem konnte noch gelöst werden, so dass wir am Samstag pünktlich anreisen konnten.

Angesichts der Konkurrenz in unserer Klasse war klar, wir versuchen mitzuhalten, realistisch war das Mittelfeld. Auf dem Papier, haben wir nicht das stärkste Auto in der Klasse. Dass ich zu viele Gedanken im Kopf hatte und der Kopf nicht frei war, zeigte sich schon im Vorfeld. Meine Müsliriegel (ja davon ernähre ich mich tagsüber beim Rallyefahren immer) und die Namensschilder von Michael lagen noch zu Hause bei mir.


Das Wetter meinte es gut mit uns, Sonnenschein mit angenehmen 20-24 Grad, wir entschieden uns für die Kombination Softreifen vorne, Mediummischung hinten, was gut funktionierte. Schon beim Aufschrieb war klar, zwei lange sehr anspruchsvolle Prüfungen mit einem Mix aus Asphalt und Schotterpassagen, Kurven die nicht einsehbar sind, schnelle Stücke, alles was nicht einfach zu fahren ist, standen an.


Die Wertungsprüfung 1 war nur zum Teil für mich neu, es waren aber auch Passagen dabei, die ich aus früheren Jahren kannte. Es galt über Wirtschaftswege, Asphalt, und auch ein paar anspruchsvolle Kilometer Schotter die Tricky waren, zu absolvieren. Ich fuhr wie eine Oma, hatte immer im Kopf „ob die Achse wohl mit den starren Lagern hält bei diesen Unebenheiten im Schotter“. Dazu kam auch, dass Michael zuletzt vor 8 Monaten im Rallyeauto saß, auch er war wie ich „völlig durch den Wind“, manche Ansagen waren zu spät und ich konnte es auch nicht umsetzen. Schon im Ziel wussten wir, das war jetzt aber gar nichts! Es war wie eine Testfahrt für uns, wir probierten ob alles funktioniert und das nicht in vollem Tempo. Im Wettbewerb bedeutet dies dann aber, die Rallye ist gelaufen. Wir waren über 1 Minute langsamer als später in WP 3 – so einen Zeitunterschied ohne Defekt, Dreher, Reifenschaden hatte ich noch nie. Das war mal wirklich einfach nur schlecht, lediglich 4 Fahrzeuge im Feld waren noch langsamer als wir.

Wir nahmen uns vor auf WP 2 alles besser zu machen, wir wussten, dass wir es doch können. Es war ebenso eine Strecke mit schnellen langen Geraden, teilweise Landstraße und zwei Schotterpassagen. Auf der ersten Passage musste man auch richtig Mut haben, denn es ging voll ausgedreht über einen gepflasterten Weg über Kuppe und in einen Feldweg der aus zwei Schotterspuren bestand, in der Mitte hohes Gras. Aus den Vorjahren, war mir bekannt, dass es voll geht und im Anschluss ein gepflasterter Weg kommt, auf den man das Auto für den Abzweig verzögern kann. Wir fanden unseren Rhythmus, Michaels Ansagen passten auf den Punkt, ich hatte mich vergewissert, dass alles an der Achse hielt und fest war und dadurch war auch der Kopf frei. Wir konnten die Zeiten der Klasse mitgehen und erreichten hier die 4. Zeit in der Klasse und 21 im Gesamten. Es geht doch dachten wir beide, warum nicht gleich so?!

Eine lange Pause von 1,5 Std im Sammelpark war nicht so schlecht, es gab anstatt Müsliriegel Bratwurst und ein Kaffee steigerte bei uns beiden die Laune erheblich. Wir hatten nichts mehr zu verlieren und wollten einfach nur nicht als Letzter gewertet werden. Ich lernte an diesem Tag, dass es für mich unglaublich wichtig ist um schnell zu sein, dass der Kopf frei ist und ich die Gewissheit brauche, dass alles am Auto passt. Wie wichtig die Ansagen im Rallyesport des Co-Piloten sind und dass es ohne das Timing der Ansagen nicht funktioniert, wurde hier deutlich. Ein Fahrer ist nur so gut wie sein Co auf dem heißen Stuhl – und umgekehrt ist es genauso.

Wir konnten uns Sammeln und beschlossen den zweiten Durchgang quasi so wie die WP2 mit guter Laune, so perfekt wie möglich zu fahren. Dies gelang uns dann wirklich, wir konnten uns immer mehr steigern und blieben fehlerfrei auf WP3. An einer Kurve wusste ich, dass einige Bekannte zuschauten und wollte sie „im vollen Drift“ nehmen – dies gelang perfekt - das ist es was Spaß macht am Rallye fahren und richtig Freude gibt. Nicht nur einmal zogen wir Quer, beide hatten wir die gute Laune und die Zeit war auch nicht so schlecht – 1,06 Minuten schneller als bei WP1, die 25. Zeit war doch ganz ok.

Mit dieser Freude ging es in die letzte WP und klar war, auch hier geht von der Zeit her noch mehr – am Ende waren es 6 Sekunden schneller, eigentlich eine Welt. Michael brachte die Ansagen auf den Punkt, mit Handbremse am Abzweig an einer Bushaltestelle im Ort perfekt in den Feldweg, schneller wäre es nicht gegangen… Bis ins Ziel erlaubten wir uns keinen Fehler und siehe da, 16.- Zeit Gesamt auf dieser WP.

Wir wurden nicht letzter in der Klasse und auch in der Gesamtwertung landeten wir noch im Mittelfeld auf Rang 32 im Ziel. Michael und ich beschlossen im September eine Veranstaltung zu fahren, um quasi die „offene Rechnung“ zu begleichen – man sieht, wenn alles passt, können wir doch im vorderen Drittel mithalten.