Rennbericht Osterburg Rallye 2023 PDF 

Platz 3 bei der Osterburg Rallye und 14. Gesamt

Am 17.06.2023 starteten Sinja und Jürgen als Team bei der Osterburg Rallye in der Nähe von Gera. Es war in 2023 die erste gemeinsame Rallye und wir wussten, dass nach 6 Monaten etwas Eingewöhnungszeit notwendig ist. Diese Rallye hatte ich 2015 schon einmal gewonnen und immer noch gute Erinnerungen an die Strecken, die mit festem Belag und schnell sind. Von daher fuhren wir gut gelaunt am Freitagnachmittag in Richtung Thüringen um die technische Abnahme noch am Abend zu erledigen. Der Veranstalter hat im laufe der Jahre wohl die Kritik mit der endlosen Wartezeit bei der Abnahme angenommen, wir waren um 19:26 Uhr terminiert und tatsächlich um kurz nach 20:00 Uhr fertig.

 

Überhaupt muss ich den Veranstalter erwähnen, der Rallyeleiter Willi Naumann veranstaltete mit 83 Jahren(!) seine 50. Veranstaltung – mein größter Respekt. Seinen Rallyeruhestand und eine würdige Verabschiedung, hat er sich redlich verdient.

Samstag machten wir uns um 6:30 Uhr auf zum Aufschrieb erstellen, schon hier merkten wir, es wird heute richtig schnell und die Wege waren sehr wellig und uneben. Wir standen rechtzeitig um 11:50 Uhr mit dem Rallyeauto im Park Fermè. Die Konkurrenz war bei einem bärenstarken Starterfeld mit 99 Teilnehmern groß. Wir hatten Startnummer 20, das Wetter sagte trocken sonnig so 14-24 Grad vorher – die Reifenwahl viel auf Soft vorne und Medium hinten was sich als richtig herausstellte.

Der Showstart in Weida am Markt ist immer ein Erlebnis – auch für Sinja war es toll zu spüren, dass Menschen sich an bunten Rallyeautos freuen, Fotos schießen, Kinderaugen leuchten. Es kamen sogar Zuschauer aus Wertheim (die wohl zufällig in der Stadt waren) an unser Auto, fanden es cool Würzburger hier am Start zu sehen und machten Bilder. Auch das ist eine schöne Seite am Rallyesport und überhaupt sind die Zuschauer in Ostdeutschland sehr freundlich und Rallyebegeistert.

Dann ging es zur WP 1, hier erwarteten uns gleich schnelle Abschnitte die über unebene Wirtschaftswege führten und es war nicht so einfach, hier vertrauen zu finden um ans Limit zu gehen. Die Ansagen von Sinja waren richtig gut für die zweite Rallye, das Tempo im M3 und noch bei schnellen Passagen mit leichten Kurven als Co perfekt zu treffen ist eine hohe Kunst. Bis das bei einem Co fehlerfrei gelingt, benötigt es einfach Zeit und Rennkilometer, Sinja macht das echt schon super! Auch die Mediummischung auf der Hinterachse benötigte ein paar Kilometer, bis ordentlich Haftung da war. Wir gingen es relativ gelassen an, die Zeiten und Ergebnis war nicht das Wichtigste heute, denn als Papa mit seiner Tochter den Rallyesport im Auto zu erleben, ist etwas ganz Besonderes.

Im Nachhinein erfuhren wir, wir hatten gleich die 17. Zeit Gesamt(!) markieren können. Wir hatten hier noch einige kleine Fehler, ich hatte teilweise viel zu früh gebremst und musste einmal sogar nachbeschleunigen - hier lagen also noch ein paar Sekunden versteckt.

Die WP 2 kannte ich ähnlich noch aus den Vorjahren, ich hatte sie in guter Erinnerung, schnelle Landstraßen, unebene Feldwege, Stücke mit Ortsdurchfahrt - Rallyefahrerherz was willst Du mehr. Kurzum es lief hervorragend und wir hatten die 9.(!) Zeit der Gesamtwertung markiert. Die Ansagen passten hier richtig gut, es machte Spaß und wir freuten uns auf mehr.

WP 3 war für mich komplett neu, lag mir nicht ganz so gut. Für Sinja waren die langen Geraden ohne markante Stellen, an denen man sich hätte orientieren können, auch nicht einfach und perfekt. Es war schwierig das Limit auf gepflasterten Streifen und Kies in der Mitte auszuloten, ein Bremspunkt misslang komplett – ich musste nochmals runterschalten und herausbeschleunigen da ich viel zu früh abbiegen wollte, aber es reichte trotzdem für die 23. Zeit in der Gesamtwertung. Wir fuhren auf Platz 14(!) liegend in den Sammelpark - was für eine super Platzierung.

Wir nahmen uns vor noch ein bisschen zu optimieren um im zweiten Durchgang ein paar Fehler weniger zu machen, es gab erst einmal ein Eis im Sammelpark was für gute Laune sorgte. Nach 20 Minuten ging es wieder zur ersten Prüfung, bei der wir dachten es geht noch ein bisschen mehr. Wir konnten uns um 1,9 Sekunden steigern, machten weniger Fehler, ließen auf den Geraden länger das Gas stehen, jedoch hatten auch die anderen Fahrer in der Klasse an Zahn zugelegt. Die 20. Zeit war dennoch super.

Nun ging es zu meiner Lieblings-WP, der schnellen mit Landstraße und vielen Kurven. Bevor wir an den Start zur Zeitkontrolle kamen, drängte sich ein Mitsubishi Evo (der wohl wegen einem technischen Problem länger Stand als seine Startzeit gewesen wäre) vor uns in die Warteschlange. Soweit erst einmal kein Problem, alles legitim. Die Prüfung lief vom Gefühl her noch besser als zuvor, doch ein paar Kilometer vor dem Ende der WP liefen wir auf den Mitsubishi auf. Leider konnten wir nicht sofort überholen und mussten ein paar Kurven hinter dem Evo bleiben, kurz vor dem Ziel fand ich in einer schnellen Linkskurve innen eine Lücke und überholte diesen. Die Zeit war am Ende auch 1 Sekunde langsamer als im ersten Durchgang, dennoch reichte es für die 12. Zeit!

Nun begann das Chaos an WP 6 zur Zeitkontrolle. Da wir den Mitsubishi ja auf der Strecke überholt hatten, aber die Startzeit der Wertungsprüfung zuvor auch für die Startreihenfolge an der nächsten Prüfung maßgeblich ist, hieß es dieser muss sich wieder vor uns einsortieren. Soweit die Theorie, wir standen in der Warteschlange, kein Evo weit und breit, ich schaute immer mal in den Rückspiegel ob dieser käme, jedoch war er nicht zu sehen. Dann hielten wir vor der Zeitkontrolle, mussten eigentlich 2 statt 1 Minute warten, da ja der Evo fehlte. Als ich im Rückspiegel sah, der Evo kommt in der Schlange nach, rückte ich „illegal“ in die Startzone vor um Platz zu machen, als ich sah der kommt nicht vorbei, fuhr ich zurück aus der Zone.

Jetzt war das Chaos perfekt, als wir an die Zeitkontrolle kamen wollte man uns die Zeit mit 2 Minuten zu früh eintragen also 16:46 anstatt 16:48 Minuten wie wir benötigten. Eine kurze Diskussion, Sinja sollte unterschreiben und sagte „16:48 Uhr stand auf der Liste auf der sie unterschrieben hat, auch auf der Bordkarte stand die richtige Zeit. Als wir nun am Start zur WP standen, sagte die Starterin sie habe die Zeit auf 16:46 Uhr geändert (dies hätte 1 Minute Zeitstrafe bedeutet!) – ich sah das nicht ein und diskutierte, ohne Erfolg. Sie meinte wir sollten jetzt starten und es im Ziel klären. Als ob die Aufregung noch nicht genug gewesen wäre, als ich Sinja nach der Startzeit fragte sagte sie 16:51 Uhr – ein Blick auf die Startuhr verriet, 16:51-03 bereits 3 Sekunden zu spät. Wutentbrannt trat ich aufs Gas, fuhr total aggressiv und auch auf der langen Geraden hatte ich erneut, wie auf WP 3, viel zu früh abgebremst und musste wieder beschleunigen bis zum Abzweig. Kurzum die Laune war im Keller im Ziel der WP – mit 1 Minute Strafe wäre der ganze Tag vom Ergebnis her „für die Katz“ gewesen.

Ein Gespräch mit dem Fahrerverbindungsmann dem ich den Sachverhalt schilderte brachte Hoffnung, dass man uns nicht bestraft und den Fehler der Zeitkontrolle korrigiert. Um 20:20 Uhr bestätigte man uns, dass wir keine Zeitstrafe und auch die 7 Sekunden, die wir zu spät gestartet waren, als Zeitgutschrift erhalten. Glücklich nahmen wir dies zur Kenntnis, wir lagen nun auf einem sehr guten 14. Rang Gesamt und in der Klassenwertung ergab dies Platz 3!