Platz fünf im Saarland
Pfaffenhofener Daniel Kühn erreicht mit Jürgen Roos gutes Rallye-Ergebnis - Verunsicherung in der Szene
Nohfelden - Daniel Kühn ist zurück im Rennmodus: Als Beifahrer von Jürgen Roos (Eisingen Ufr.)
hat der Pfaffenhofener Rallye-Pilot am Samstag bei der 32. ADAC Rallye 70 Kohle und Stahl
den fünften Platz in der Klasse NC2 erreicht.
Lernten sich quasi im Auto kennen: Jürgen Roos und Daniel Kühn starteten beim 32. ADAC Rallye 70 Kohle und Stahl
das erste Mal gemeinsam und waren mit dem Ergebnis zufrieden. | Foto: Sascha Dörrenbächer
Damit war das Duo zufrieden, wobei Kühn nach der Veranstaltung über erhebliche Verunsicherungen in der Rallyeszene berichtete.
"Ich musste weit fahren, um endlich einmal wieder Rallyeluft zu atmen", berichtete Daniel Kühn am Samstagabend. Tatsächlich
war der Pfaffenhofener gerade auf der Heimreise von der ADAC Rallye 70 Kohle und Stahl. Tagsüber peitschten er und Jürgen Roos
ihren BMW E36 M3 durch die Straßen und Wege des nördlichen Saarlands. Nachvollziehbarer Weise sprach Kühn von einem strammen
Programm. "Zunächst die Besichtigung am Vormittag, dann ab Mittag rund siebzig Wertungskilometer plus Verbindungsfahrten.
Alles verteilt auf sechs Prüfungen - da kommen dann rund 280 Kilometer zusammen", sagte Kühn. Zeit zum Verschnaufen bleibe
da wenig, wie der 32-Jährige ergänzte. "Bei einer solchen Veranstaltung gibt es nur eine Reifenmontagezone von 15 Minuten
- hierbei tauschten wir unsere kaputten Hinterreifen. "
Die Distanz von Pfaffenhofen zum Veranstaltungsort Nohfelden beträgt tatsächlich rund 450 Kilometer - jedoch war Kühn nur einer von
vielen Idealisten, welche die lange Anreisen in Kauf nahmen. So freute sich der Veranstalter über einen wahren Ansturm auf die Startplätze.
"Das hat damit zu tun, dass die ausrichtenden Vereine ihre Events derzeit kaum genehmigt bekommen", ist sich Kühn sicher.
"Dann fährt man natürlich dorthin, wo überhaupt etwas geht. "
Dass sich insgesamt 120 Besatzungen in die Nennliste eintrugen, mag dadurch begründet sein, jedoch scheinen auch die Strecken
im Saarland attraktiv zu sein: Manche Abschnitte werden im Rahmen der deutschen Meisterschaft gefahren, wiederum waren weitere
Teile einer Prüfung sogar schon im Roadbook der Rallye-Weltmeisterschaft notiert. Jedenfalls waren die Fahrten herausfordernd,
wie Kühn beschrieb: "Wir haben aber diesmal nicht voll draufgehalten, da ja Meisterschaftspunkte heuer kaum eine Rolle spielen
- so nutzten wir die Fahrten vielmehr als Training unter Wettkampfbedingungen. "
Prinzipiell könnte man von einem erfolgreichen Blind Date sprechen, denn Kühn und Roos kannten sich bis zum Wochenende nur vom Sehen.
Roos, der aus der Nähe von Würzburg kommt, stand kurzfristig ohne Beifahrer da - so kam der Anruf sehr spontan wie Kühn erklärte:
"Innerhalb der Szene sind wir eng vernetzt, da hilft man sich immer wieder gegenseitig. " Die Ansagen aus dem "Gebetbuch"
machte der Pfaffenhofener indes für einen erfahrenen Piloten: Roos hat schon elf Klassensiege bei diversen Veranstaltungen
in seiner Bilanz stehen und der Rallyesport scheint seine Leidenschaft zu sein. "Es geht um den Kick, auf engen Straßen
das Auto bei schwierigen Bedingungen zu beherrschen - ich war einmal am Nürburgring zum Testen. Da war mir die Straße zu breit",
erzählte der Unterfranke im Winter der "Mainpost".
Letztlich fuhren Roos/Kühn auf Platz fünf in der Klasse NC2 (Gruppe F, 2000-3000ccm Hubraum). Ohne Probleme seien sie durchgekommen,
freute sich Kühn. "Wir sind echt gut gefahren - zweimal fuhren wir auf ein langsameres Fahrzeug auf, da wurde aber immer brav Platz gemacht",
sagte der Pfaffenhofener. Generell aber wurde die Veranstaltung am späten Samstagnachmittag immer mehr zum Abnutzungskampf.
So musste etwa ein Drittel aller Teilnehmer aufgrund technischer Defekte aufgeben, was sich Kühn so erklärte:
"Momentan gibt es kaum Möglichkeiten, die Autos auszuprobieren - da kommt bei einem solchen Wettkampf viel zusammen. "
Auch der ADAC-Hopfenland-Rallye-Sprint - eine Veranstaltung, die im Juni am Schönthaler Berg stattgefunden hätte -
musste bekanntlich abgesagt werden. Kühn wäre Initiator und Organisationschef gewesen - er und seine Kollegen vom
MSC Pfaffenhofen hoffen nun auf eine Neuauflage im Mai 2021. Überhaupt mache sich in der Rallyeszene immer mehr Verunsicherung breit.
"Derzeit springen die Sponsoren natürlich reihenweise ab - das trifft die Aktiven genauso wie die Veranstalter", erklärte Kühn.
Der ehemalige ADAC-Rallye-Masters-Pilot verriet auch, dass er im nächsten Jahr eigentlich wieder am Lenkrad angreifen möchte,
jedoch sei nichts gewiss. "Ich baute gerade ein neues Auto auf", sagte Kühn. "Ich komme aber kaum voran, da die nötigen
Komponenten einfach nicht zu bekommen sind."
Erhard Wallenäffer |